Bekannte und weniger bekannte Regisseure haben sich an dem heißen Stoff, der feuchte Träume bescheren soll, versucht. Herausgekommen sind (neben vielen Sex- und Erotikfilmen, die man getrost vergessen kann) einige herausragende Werke mit Stil, die durchaus eine nähere Betrachtung verdienen. Wir beginnen bei den Anfängen: Als echte Klassiker, bei denen heutige Erotik-Filmfreunde wohl müde gähnen würden, gelten alle Verfilmungen des Skandalromans „Lady Chatterley“ von D.H. Lawrence. Nur die französisch-belgisch-englische Koproduktion des Regisseurs Pascale Ferran wird 2006 mit Filmpreisen überhäuft, wobei die frühere Version des Franzosen Just Jaeckin auch nicht schlecht ist. Letzterer wird bereits 1974 durch das Softsex-Filmchen „Emmanuelle“ bekannt. Der kommerzielle Erfolg von „Emmanuelle“ ist so groß, dass zahlreiche Fortsetzungen folgen.
Die wilden Siebziger: Der Filmknoten platzt
Mitte der siebziger Jahre scheint ohnehin ein Knoten geplatzt zu sein, denn in die Kinos strömt ein Erotikfilm nach dem anderen, manche davon anspruchsvoll und höchst künstlerisch. Dabei sollten die wirklich guten Filme aus der ehemaligen DDR nicht vergessen werden, deren Filmemacher trotz Zensur echte Perlen hervorbringen. „Die Legende von Paul und Paula“ (1973, Heiner Carow) und „Solo Sunny“ (1980, Konrad Wolf) beinhalten, neben subtiler Sozialkritik, eine gehörige Portion Erotik. „Paul und Paula“ ist bis in den Nebenrollen brillant besetzt. Die Darsteller (u.a. Winfried Glazeder, Angelika Domröse und Eva-Maria Hagen) sind Cineasten nach wie vor ein Begriff. Unvergessen auch die preisgekrönte Liebes-Szene zwischen Donald Sutherland und Julie Christie aus dem Drama „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (USA/Italien 1973, Nicolas Roeg).
Die subtilen Achtziger – prickelnde Hochglanz-Erotik
1981 versucht der deutsche Regisseur Rainer Werner Fassbinder in seinem Film „Lola“ Satire und Erotik unter einen Hut zu bringen. Das ist ihm grandios gelungen. Dennoch wird der Film kein Kassenschlager. Der Erotik-Klassiker „9 1/2 Wochen“ (USA 1986, Adrian Lyne) lockt hingegen Millionen in die Kinos. Eigentlich ist der Streifen zu glatt, zu durchgestylt und zu vorhersehbar, doch die Protagonisten Kim Basinger und Mickey Rourke spielen derart überzeugend, dass die knisternde Spannung bis in die letzten Sitzreihen spürbar wird. Der als Fortsetzung gehandelte Erotik-Film „Wilde Orchidee“ (USA 1989, Zalman King) kann den prickelnden Zauber nicht wiederholen, zumal Kim Basinger fehlt. Folgerichtig werden Mickey Rourke und Lena Otis für dieses Machwerk mit der „Goldenen Himbeere“ bestraft, obwohl die Erotikszenen durchaus passabel sind.
Filmkunst und echte Meisterwerke der Erotik
Jetzt kommen die wirklichen Highlights, die Fans stilvoller Erotik-Filme unbedingt gesehen haben müssen: „Irezumi – Die tätowierte Frau“ (Japan 1981, Yoichi Takabayashi) ist ein betörendes Erotikdrama und beleuchtet ganz nebenbei die Kunst des Tätowierens sowie die Balance zwischen Schmerz und Lust. Mit zu den besten Erotik-Thrillern zählt „China Blue bei Tag und Nacht“ (USA 1983, Ken Russell). Düster, überspitzt und angenehm pervers zeigt der Film, was einen Porno von einem hochwertigen Erotikfilm unterscheidet. Dagegen kann „Basic Instinct“ (USA 1992, Paul Verhoeven) mit Kim Basinger und Michael Douglas geradezu einpacken. Das einzig Spannende bleibt der hervorblitzende Pelz von Frau Basinger gleich in der Anfangsszene. Den Rest des (überschätzten) Filmes wartet man darauf, dass etwas passiert. Aber dafür ist die Kameraführung brillant.
Europa kann’s auch: Erotik mit Stil und Klasse
„Ein Sommer in St. Tropez“ (Frankreich/BRD 1983, David Hamilton) ist ein fröhlich-frecher Erotikfilm in Peter-Pan-Manier, der sozusagen das „Kind im Manne“ weckt, aber auch den weiblichen Zuschauern gefällt. Der aalglatte deutsche Erotikfilm „Die Venusfalle“ (1988, Robert Van Ackeren) gehört zwar nicht zu den besten des Genres, beschert aber Sonja Kirchberger einen Ruhm, von dem sie bis heute zehrt. Roman Polanski zeigt mit „Bitter Moon“ (GB/Frankreich 1992), dass er ganz genau weiß, wie ein subtiles Kammerspiel voller Sex und Erotik inszeniert wird, welches den Zuschauer bis zum letzten Moment gefangen hält. Besser und noch einen Zacken schärfer ist das Erotik-Meisterwerk „Verhängnis“ (Frankreich/USA 1993, Louis Malle), bei dem die Fans einen überragenden Jeremy Irons und ein zauberhafte Juliette Binoche bewundern dürfen.